9 Länder, in denen eine dauerhaft verfügbare Wohnung nicht steuerpflichtig macht

12. August 2024
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Inhaltsverzeichnis

Viele Perpetual Traveler suchen früher oder später nach einem Ort, an dem sie sich wieder wie zu Hause fühlen können, ohne die Vorteile des Perpetual Travelings aufgeben zu müssen. 

Auf der Suche nach einem Ort mit Heimatgefühl geht es schnell um die Frage, in welchen Ländern du eine Wohnung dauerhaft mieten kannst, ohne damit eine Steuerpflicht auszulösen. Denn neben der Länge der Aufenthaltsdauer kann in vielen Ländern auch die dauerhafte Verfügbarkeit einer Wohnung zur steuerlichen Ansässigkeit führen (wie zum Beispiel in Deutschland) – was im Perpetual Traveling natürlich vermieden werden sollte.

Daher schauen wir uns in diesem Beitrag 9 Länder an, in denen das Mieten oder der Besitz einer Wohnung keinen Steuerwohnsitz auslöst. Doch bevor wir einsteigen, müssen wir noch ein paar wichtige Grundlagen klären…

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Die Grundlagen

Arten von Besteuerung: Residenzbesteuerung

Die meisten Länder dieser Welt, mit Ausnahme der USA und Eritrea, besteuern basierend auf dem Prinzip der sogenannten Residenzbesteuerung. Grob gesagt bedeutet dies, dass du da Steuern zahlst, wo du wohnst – wo also deine Residenz ist. Wir können auch sagen: Deine Residenz löst einen Steuerwohnsitz aus.

Wohnst du beispielsweise in Deutschland, also hast einen Job in Deutschland und eine Wohnung in Deutschland, dann hast du deinen Steuerwohnsitz in Deutschland und zahlst deine Steuern in Deutschland. Wohnst du in Australien, zahlst du deine Steuern in Australien. Wohnst du in Österreich, zahlst du deine Steuern in Österreich und so weiter.

Dabei ist es egal, welche Staatsbürgerschaft du hast. Es geht bei der Residenzbesteuerung wie gesagt darum, wo du wohnst. Ziehst du beispielsweise von Deutschland nach Italien, dann verlagerst du deine Residenz und damit deinen Steuerwohnsitz von Deutschland nach Italien. Konsequenterweise zahlst du dann in Italien Steuern. Natürlich bleibst du aber weiterhin deutsche:r Staatsbürger:in mit deutschem Pass. 

Das Ganze hört sich einfach an. De facto ist es das aber leider oft nicht. Denn jedes Land hat seine eigenen Regeln, wie es deine Residenz definiert. Residenz ist oft Interpretationssache.

Let me explain…

Die 183 Tage-Regel

Viele von euch haben vielleicht schon von der 183 Tage-Regel gehört. Grob gesagt besagt die 183 Tage-Regel, dass wenn du dich innerhalb eines bestimmten 12-monatigen Zeitraums (meist das Steuer- oder Kalenderjahr) länger als 183 Tage in einem Land aufhältst, du eine Steuerpflicht in diesem Land auslöst. 

Die grundlegende Idee ist, dass wenn du dich mehr als 6 Monate oder eben 183 Tage im Jahr in Land A aufhältst, kannst du dich nicht automatisch länger in Land B aufhalten. Es wird angenommen, dass du folglich in Land A eine Residenz besitzt. Land A kann dich nun besteuern. Durch deine physische Präsenz ergibt sich deine steuerliche Ansässigkeit. 

Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass die 183 Tage-Regel keine Pauschalregel ist. Es kommt immer auf die lokalen Regeln und Gesetze des Landes an, in dem du dich gerade aufhältst. Manchmal reicht zum Beispiel auch ein Aufenthalt von 180 Tagen, manchmal 120 Tagen, 90 Tagen oder gar nur 60 Tagen, um als steueransässig zu gelten.

Auch der Zeitraum der Berechnung ist nicht immer gleich. In einigen Ländern gelten die 183 Tage innerhalb eines Kalenderjahres, in anderen innerhalb einer zwölf Monatsperiode ab dem Datum der Einreise in das entsprechende Land. In Australien zum Beispiel wird die 183 Tage-Regel auf das Steuerjahr angewandt, was dort vom 01. Juli bis zum 30. Juni geht.

Deine physische Anwesenheit ist in einigen Ländern das einzige Kriterium, um deine steuerliche Ansässigkeit zu ermitteln.

In Chile zum Beispiel löst du einen Steuersitz aus, wenn du dich in einem Kalenderjahr durchgängig mehr als 6 Monate im Land aufhältst oder aber auch wenn du dich in zwei aufeinanderfolgenden Kalenderjahren zusammengerechnet mehr als 6 Monate im Jahr aufhältst. Bist du zum Beispiel in einem Jahr für 3 Monate in Chile und im darauffolgenden Jahr zwei Mal für jeweils 3 Monate in Chile, dann warst du in den vergangenen zwei Jahren mehr als 6 Monate im Land und giltst als steuerpflichtig.

In Honduras wirst du nach 90 Tagen physischer Anwesenheit im Steuerjahr steuerpflichtig. Diese 90 Tage müssen nicht fortlaufend sein. Bist du also zwei Mal zwei Monate in Honduras, ist dein Steuersitz laut lokalen Gesetzen eben in Honduras. 

Long story short: Anwesenheit matters. 

Aber, sie ist in vielen Ländern nicht das einzige Kriterium, um deinen Steuerwohnsitz zu ermitteln… 

Lebensmittelpunkt & Schlüsselgewalt

Hier kommen die Konzepte Lebensmittelpunkt und Schlüsselgewalt ins Spiel. 

Hochsteuerländer wie Deutschland, Österreich, Kanada oder Australien berücksichtigen neben der Dauer des Aufenthalts auch weitere Faktoren zur Ermittlung deiner steuerlichen Ansässigkeit. Das können beispielsweise wirtschaftliche Interessen sein (zum Beispiel, wenn der überwiegende Teil deines Einkommens aus dem Land kommt, was zum Beispiel in Spanien oder Frankreich relevant ist) oder aber auch das Verfügen über die sogenannte Schlüsselgewalt.

Was heißt das?

Das reine Unterhalten einer Privatwohnung kann zu einer Steuerpflicht führen. Besitzt oder mietest du eine Wohnung, oder mietet jemand anderes die Wohnung und du hast durch einen Schlüssel regelmäßig Zugang, kann dies zu einer Steuerpflicht führen. Dabei reicht auch schon der Zugang zu einem Zimmer in einer Wohnung (Hotels sind ausgenommen).

Das bekannteste Beispiel ist hier nach wie vor der Fall Boris Becker aus den 1990er Jahren. 

Was war nochmal genau passiert?

Tennis Star Boris Becker hatte sich im Jahr 1991 aus Deutschland abgemeldet und offiziell seinen Wohnsitz nach Monaco verlegt, wo er dank Offshore-Konstrukten keine Steuern zahlte. Er unterhielt eine Wohnung in Monaco und achtete darauf, dass seine diversen Aufenthalte in der Heimat keine 183 Tage im Jahr überschreiten. In Deutschland lief keine Wohnung auf seinen Namen. Scheint also, als hätte er alles richtig gemacht?! 

Leider nein. Denn Boris wurde die Schlüsselgewalt zum Verhängnis. Trotz Abmeldung hielt er sich nämlich weiter regelmäßig in Deutschland auf – und zwar in einer Wohnung, die auf den Namen seiner Schwester lief. Zu dieser Wohnung hatte er über 2 Jahre hinweg durch einen Schlüssel Zugang und konnte kommen und gehen, wann er wollte. Damit verfügte er über Schlüsselgewalt und Zutrittsgewalt zu einer Privatwohnung. Dass die Wohnung nicht auf seinen Namen lief, war in diesem Fall irrelevant. 

Zusammen mit Kreditkartenabrechnungen und Zeugenaussagen, die Beckers Anwesenheit belegten und Post, die er an die Adresse seiner Schwester erhielt, argumentierte die Staatsanwaltschaft, dass Beckers Lebensmittelpunkt nicht Monaco, sondern Deutschland sei – und sie bekam recht. Becker wurde folglich im Jahr 2002 wegen Steuerhinterziehung zu 2 Jahren auf Bewährung verurteilt.

Du siehst: Die reine Nichtanwesenheit (weniger als 183 Tage im Land) reicht in vielen Ländern nicht aus, um deine Steuerpflicht rechtssicher zu beenden. Es werden oft weitere Faktoren berücksichtigt. Dabei ist der Lebensmittelpunkt, wie das Beispiel Boris Becker zeigt, Interpretationssache.

Aber keine Panik auf der Titanic. Für dich sind an dieser Stelle drei Dinge wichtig zu verstehen…

Was du aus dem Fall Boris Becker lernen kannst

Erstens, ziemlich simpel und auch ziemlich logisch: Melde dich nicht aus Deutschland ab und lebe dann weiter in Deutschland! Das ist strafbar und Steuerhinterziehung. 

Gerade in den ersten zwei Jahren solltest du nur sporadisch zurückkommen. Falls du doch mal länger da sein musst, dann wohne im Hotel, nicht in einer gemieteten Wohnung. Versuche bestenfalls, nicht mehr als zwei Monate am Stück in Deutschland zu sein. 

Zweitens, wenn du eine Wohnung besitzt oder weiter mietest, stelle sicher, dass du diese Wohnung dauerhaft, also mindestens für einen Zeitraum von 6 Monaten, untervermietest. Wichtig ist, dass du keinen regelmäßigen Zugang zu dieser Wohnung hast. Generierst du Mieteinkünfte mit deiner Wohnung in Deutschland, müssen diese auch in Deutschland versteuert werden.

Drittens, und auch sehr wichtig: Du bist kein Boris Becker (sorry, not sorry). Die meisten von uns stehen nicht im Licht der Öffentlichkeit. Selbst wenn du Millionen verdienst, die mediale und staatliche Überwachung deiner Person im Stil von Boris Becker ist eher unwahrscheinlich. Staatsanwälte handeln auf Verdacht – und der kommt nicht auf, wenn du dich bescheiden verhältst. Also halte dich beim Heimatbesuch mit Protzen über deinen steuerfreien Lifestyle zurück und everything will be fine.

9 Länder, in denen eine dauerhaft verfügbare Wohnung keinen Steuerwohnsitz auslöst

Wir haben jetzt also verstanden, dass der Zugang zu einer Wohnung in vielen Ländern (inklusive Deutschland und Österreich) eine Steuerpflicht begründen kann. Für uns sind daher vor allem Länder interessant, in denen der Zugang zu einer dauerhaft verfügbaren Wohnung nicht steuerpflichtig macht.

Unten stehend findest du neun Länder, in denen das Mieten oder Kaufen einer Wohnung für Perpetual Traveler besonders spannend sein kann. Bitte beachte, dass sich Gesetze stetig ändern können. Wir geben unser Bestes, unsere Artikel regelmäßig zu aktualisieren, betreibe aber bitte immer zusätzlich deine eigene Recherche.

Argentinien

Um steuerpflichtig zu sein, musst du mindestens dreizehn Monate im Land gelebt haben. Eine dauerhaft verfügbare Wohnung ist kein entscheidender Faktor bei der Ermittlung einer Steuerpflicht. 

Beispiel: In einem Jahr hältst du dich 6 Monate in Argentinien auf, im darauffolgenden Jahr 10 Monate und im darauffolgenden Jahr 8 Monate. Eine Steuerpflicht wird nicht begründet, da du, um diese auszulösen, mindestens 13 Monate am Stück im Land sein musst.

El Salvador

Eine Wohnung löst prinzipiell keine Steuerpflicht aus. Du kannst dich bis zu 200 Tage am Stück im Jahr in El Salvador aufhalten, ohne steuerlich ansässig zu werden. Dabei darf dein Einkommen nicht hauptsächlich aus El Salvador kommen. Die 200 Tage im Land kannst du mit einem mehrwöchigen Visa Run zurücksetzen.

Georgien

Eine Steuerpflicht wird nach 183 Tagen Aufenthalt – durchgehend oder nicht – im Land ausgelöst. Eine Wohnung ist kein bestimmender Faktor der steuerlichen Ansässigkeit. Löst du einen Steuersitz in Georgien aus, ist dies aber auch nicht tragisch. Denn in Georgien zahlst du nur 1%, 3% oder maximal 20% Steuern.

Mexiko

Steuerpflichtig bist du erst nach 183 Tagen Aufenthalt. Eine Wohnung kann eine Steuerpflicht auslösen, wenn es die einzige verfügbare Wohnung ist. Ist dies nicht der Fall, müssen zudem weniger als 50% des Einkommens aus mexikanischen Quellen stammen, um eine Steuerpflicht zu verhindern. Das sollte in den meisten Fällen kein Problem sein.

Paraguay

In Paraguay wirst du steuerpflichtig, wenn du dich mehr als 120 Tage im Jahr im Land aufhältst. Eine Wohnung begründet keinen Steuersitz. Dabei ist Paraguay für Perpetual Traveler aufgrund seines territorialen Steuersystems besonders spannend und ein beliebter Compliance Wohnsitz. Denn hier wollen viele Perpetual Traveler das Gegenteil: Während wir in den meisten Ländern eine steuerliche Ansässigkeit vermeiden wollen, wollen wir in Paraguay gerne steueransässig sein, da auf Auslandseinkommen keine Steuern anfallen. Dazu musst du dich rund 4 Monate im Land aufhalten.

Peru

Verbringst Du mindestens 183 Tage im Land, bist du steuerpflichtig. Eine Verfügbarkeit einer Wohnung ist nicht entscheidend für die Steuerpflicht.

Philippinen

Steuerlich ansässig wirst du, indem du dich 180 Tage innerhalb eines Kalenderjahres im Land aufhältst. Eine verfügbare Wohnung ist kein Auslöser einer Steuerpflicht.

Thailand

Du bist steuerpflichtig, wenn du dich 180 Tage im Land aufhältst. Eine Wohnungsverfügbarkeit ist für die Steuerpflicht nicht relevant. Dank des Non-Dom Systems kann Thailand aber auch bei einem thailändischen Steuersitz steuerlich sehr interessant sein. 

Türkei

Die Verfügbarkeit über eine Wohnung in der Türkei ist kein bestimmender Faktor der Steuerpflicht, solange keine Aufenthaltsgenehmigung besteht oder du über 183 Tage im Land anwesend ist. Die Türkei ist für viele ein durchaus attraktives Ziel für eine Ferienimmobilie und das seitens der Regierung auch so bleiben.

Überschrift "What's hot right now"

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