Viele Online-Unternehmer:innen, Freelancer:innen und Selbstständige merken früher oder später: Das Leben in Deutschland bietet ihnen nicht die besten Bedingungen, um Vermögen aufzubauen und wirklich frei zu leben.
Irgendwann stellt sich die Frage: Soll ich auswandern?
Und kaum taucht diese Idee auf, fällt auch schnell ein Begriff: Perpetual Traveling.
Aber was genau bedeutet das eigentlich?
Was ist ein Perpetual Traveler?
Was musst du beim Perpetual Traveling beachten?
Wie genau funktioniert das mit der Steuerfreiheit?
Und ist das wirklich alles so einfach, wie viele behaupten?
Genau das klären wir in diesem Artikel.
Keine Zeit oder Lust zu lesen? Kein Problem. Du kannst dir diesen Artikel auch als Podcast anhören – auf Spotify, Apple Podcasts oder YouTube. Dort erfährst du alles, was du über Perpetual Travelling wissen musst.
Was ist ein Perpetual Traveler?
Ein Perpetual Traveler – auf Deutsch ständig Reisende:r – ist jemand, der gezielt ohne festen Wohnsitz lebt. Statt sich in einem Land dauerhaft niederzulassen, wechselt ein Perpetual Traveller regelmäßig den Aufenthaltsort. Durch ständige Ortswechsel als “Dauertourist:in” entzieht sich die Person so einer Steuerpflicht komplett.
Der erste Schritt, wenn du Perpetual Traveler werden willst: Du meldest dich aus deinem aktuellen Wohnsitzland ab. Aber anders als klassische Auswanderer ziehst du nicht in ein neues Land um, sondern meldest dich nirgendwo neu an. Abgemeldet, aber nirgends registriert – das ist der steuerliche Hack, der dich zum Perpetual Traveler macht.
Wichtig: Damit das Ganze auch funktioniert, musst du vermeiden, in einem anderen Land eine neue Steuerpflicht auszulösen. Dazu solltest du mindestens zwei Mal – besser noch drei Mal – im Jahr den Ort wechseln.
Als generelle Faustregel gilt: Halte dich nicht länger als 183 Tage im Jahr in einem Land auf. So vermeidest du in vielen Fällen (nicht allen!) eine Steuerpflicht.
Doch wichtig: Die 183 Tage Regel ist keine globale Pauschalregel. Jedes Land hat seine eigenen Kriterien zur Ermittlung deiner steuerlichen Ansässigkeit.
In Zypern zum Beispiel reichen schon 60 Tage im Land, um einen Steuersitz auszulösen. In El Salvador kannst du dich bis zu 200 Tage im Land aufhalten, ohne dort steuerpflichtig zu werden.
Übrigens: Perpetual Traveling wird oft als PT abgekürzt. Hier und da werden auch die Begriffe “Permanent Tourist” oder “Prior Taxpayer” verwendet. Sie meinen alle dasselbe: Du lebst als Dauerreisende:r zwischen den Systemen einzelner Staaten. Du bist ein Tax Resident of Nowhere.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Ein Perpetual Traveler ist abgemeldet, aber in keinem neuen (Steuer)System angemeldet. Durch ständige Ortswechsel entzieht sich ein Perpetual Traveler einer Steuerpflicht – sofern das steuerfreie Setup richtig aufgesetzt ist.
Bist du als Perpetual Traveller staatenlos?
Im Zusammenhang mit Perpetual Travelling kommt immer wieder die Frage auf: Muss ich als Perpetual Traveler meinen Pass abgeben?
Die klare Antwort: Nein.
Wenn du dich aus deinem Heimatland abmeldest, hat das keinen Einfluss auf deine Staatsangehörigkeit. Du bleibst Deutsche:r, Österreicher:in oder Schweizer:in – bis du dich aktiv dafür entscheidest, deine Staatsbürgerschaft aufzugeben. Und selbst dann brauchst du zuerst eine neue. Komplett staatenlos kannst du also nicht einfach so werden.
Das heißt konkret: Beim Perpetual Traveling meldest du nur deinen Wohnsitz ab – du gibst nicht deine Staatsbürgerschaft auf.
Wie sparst du als Perpetual Traveler Steuern?
Ganz einfach: Indem du in keinem Land der Welt steuerlich ansässig bist. Keine steuerliche Ansässigkeit = keine Steuerpflicht.
Um eine steuerliche Ansässigkeit zu vermeiden, musst du natürlich einige Regeln beachten.
Am bekanntesten ist sicherlich die 183 Tage-Regel. Diese besagt, dass du dich nie mehr als 183 Tage in einem Land aufhalten solltest.
Wichtig ist, dass du dich von der 183 Tage-Regel nicht in die Irre führen lässt. Sie ist keine globale Pauschalregel die für alle Länder gilt!
Deine physische Anwesenheit im Land ist in vielen Ländern außerdem nicht das einzige Kriterium, um deine steuerliche Ansässigkeit zu bestimmen. Gerade in Hochsteuerländern wie Deutschland, Österreich und der Schweiz können auch weitere Faktoren wie der Zugang zu einer Wohnung oder wirtschaftliche Interessen eine Steuerpflicht auslösen.
Hast du zum Beispiel noch Zugang zu einer Wohnung in Deutschland (Stichwort: Schlüsselgewalt) oder enge familiäre Bindungen – etwa weil dein:e Ehepartner:in oder deine Kinder dort leben – kann das Finanzamt davon ausgehen, dass dein Lebensmittelpunkt weiterhin in Deutschland liegt. In der Folge kann eine unbeschränkte Steuerpflicht bestehen bleiben.
Wenn du planst, als Perpetual Traveler dauerhaft auf Reisen zu sein, ist es daher sinnvoll, deine Bindungen zu Deutschland so gut wie möglich zu minimieren oder aufzulösen. Das bedeutet konkret:
- Die eigene Wohnung aufgeben oder langfristig (mindestens sechs Monate) untervermieten
- Immobilien nicht selbst nutzen
- Die Familie mit auf Reisen nehmen etc.
Gleichzeitig solltest du dich umfassend über die steuerlichen Regelungen in den Ländern informieren, in denen du dich als Perpetual Traveler aufhältst. Denn auch dort kannst du unter bestimmten Umständen als steuerlich ansässig gelten.
Ist das wirklich alles so einfach?
Jein.
Grundsätzlich gilt: Es gibt kein Gesetz in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, das dir das Abmelden, das Weltreisen oder das Nicht-Anmelden in einem anderen Land verbietet. Es ist also nicht illegal, sich in der Heimat abzumelden, ohne unmittelbar einen neuen Wohnsitz im Ausland zu begründen. Es ist vielmehr eine Besonderheit einiger Systeme.
Warum Besonderheit?
In vielen Ländern – etwa Kanada oder Australien – kannst du das Steuersystem nur dann offiziell verlassen, wenn du nachweisen kannst, dass du in einem anderen Staat steuerlich ansässig bist. Gelingt dir dieser Nachweis nicht, bleibst du weiterhin steuerpflichtig im Ursprungsland. So soll vermieden werden, dass du nirgends Steuern zahlst.
In Deutschland ist das bisher nicht so. Du kannst dich problemlos abmelden und in keinem neuen Land der Erde anmelden. Jedoch kann für deutsche Staatsbürger:innen unter Umständen die erweitert beschränkte Steuerpflicht greifen, mit der du auch für 10 Jahre nach deiner Abmeldung steuerliche Pflichten in Deutschland bestehen bleiben.
Wollen die Gastländer Steuern von dir, wenn du dich als Perpetual Traveller dort aufhältst?
Aus all dem ergibt sich natürlich die Anschlussfrage: Wollen die Gastländer, in den du dich als Perpetual Traveler aufhältst, Steuern von dir?
Die ehrliche Antwort ist: Länder interessieren sich nicht sonderlich für dich, wenn du Tourist:in bist.
Wie bereits eingangs erwähnt, bist du als Perpetual Traveler ein:e Dauerreisende:r. In die Länder, die du besuchst, reist du in den meisten Fällen mit einem Touristenvisum ein. Das heißt, du kannst dich je nach Bestimmungen des Landes 30 Tage, 60 Tage, 90 Tage oder mehr im Land aufhalten.
In fast allen Ländern der Welt ist es verboten, als Tourist:in zu arbeiten. Doch hier fängt das Problem schon an: Was ist Arbeit? Einen Blogartikel schreiben? In einem Video Call sitzen? E-Mails beantworten?
Klar, am Laptop zu arbeiten ist Arbeit. Doch wer soll das wie kontrollieren? Viele Länder ignorieren digitale Arbeit gerne, denn du bringst trotzdem Geld ins Land.
Anders sieht das natürlich aus, wenn du eine Einkommenstätigkeit vor Ort aufnimmst. Als Tourist:in im Land ergeben sich aber in der Praxis meist keine steuerrechtlichen Konsequenzen.
Wichtig: Das Perpetual Traveling Mindset
An dieser Stelle sei auch noch Folgendes gesagt: Es gibt die Praxis des Perpetual Travelling und es gibt das Perpetual Traveling Mindset.
In Deutschland leben wir in einem hochbürokratisierten Land mit etlichen Regeln und Kontrollmechanismen. Seit unserer Geburt wird uns eingetrichtert, Steuern zahlen zu müssen und ein:e brave:r Bürger:in zu sein – stets unter immanenter Androhung von Konsequenzen, wenn wir es nicht tun. Klar, du solltest nicht gesetzeswidrig handeln oder Steuern hinterziehen – aber es ist wichtig zu verstehen, dass viele andere Länder deutlich entspannter sind als Deutschland und ihre Bürger:innen nicht derart überwachen oder bedrohen.
So gibt es beispielsweise viele Perpetual Traveler, die seit Jahren mit einem Touristenvisum in Thailand, Mexiko, Vietnam und anderen Ländern leben und ihr Geld online verdienen. Theoretisch haben diese schon lange eine Steuerpflicht im Land ausgelöst, praktisch interessiert es keinen Menschen.
Ich persönlich habe Menschen betreut, die nach Jahren im Land gerne Steuern zahlen wollten und von den Behörden weggeschickt wurden. Don’t worry about it, hieß die Antwort von oberster Stelle.
Natürlich möchte ich dich an dieser Stelle auf keinen Fall ermutigen, das Gesetz zu brechen oder keine Steuern zu zahlen, obwohl du Steuern zahlen müsstest.
Aber: Ein Leben als Perpetual Traveller zu leben bedeutet eben auch zu verstehen, dass es oft eine erhebliche Diskrepanz gibt zwischen Gesetz/Theorie und dem, was in der Praxis passiert. Es gilt, das alte deutsche Mindset von Gehorsam kritisch zu hinterfragen und zu akzeptieren, dass es in anderen Ländern nunmal anders läuft.
Zusammenfassung
Das Leben als Perpetual Traveler ist eine attraktive Möglichkeit, steuerfrei zu leben. Der Schlüssel liegt darin, dich aus deinem Heimatland abzumelden – und gleichzeitig in keinem anderen Land der Erde eine neue Steuerpflicht auszulösen. Um gesetzeskonform zu bleiben, ist es wichtig, dass du die lokalen Gesetze beachtest und dir ein sauberes Perpetual Traveling Setup aufbaust.